Facebook schafft die Demokratie ab. Nicht.

Nein, es ist nicht nett von Facebook, dass sie jetzt die Mitbestimmung der User bei Änderungen an AGB und „Datenverwendungsrichtlinien“ einschränkt. Aber der Sturm der Entrüstung, der heute über diverse Portale und durchaus auch meine Facebook-Timeline zog, ist seltsam. Mal ehrlich: Ich kann dieses Gejammer nicht mehr hören. Aber der Reihe nach: Facebook will also seine AGB und Datenverwendungsrichtlinien ändern. Überall titelten daraufhin Webseiten Dinge wie „Facebook will keine Mitbestimmung mehr“, „Facebook-Nutzer sollen nicht mehr mitreden dürfen“ oder „Facebook will Demokratie-Farce beenden“ (um nur ein paar herauszugreifen). Alles klang irgendwie nach Alarm, Gefahr und bösen Machenschaften. Ein eigentlich unauffälliges Beispiel bei Twitter: ...

November 22, 2012 · 4 min · Titus Gast

Twittertussi trifft wilde Netzgemeindler

Ich bin sehr positiv überrascht darüber, wie sich die Diskussion um die „Twitter-Tussis“ (bzw. den Meedia-Artikel dazu) entwickelt hat. Über das Wochenende tauchten doch an ganz verschiedenen Stellen immer neue, durchaus durchdachte Diskussionsbeiträge zu diesem Thema auf. Allesamt sehr lesenswert. So fruchtbar diese Diskussion sich auch entwickelt hat, glaube ich dennoch: Wir reden ein bisschen aneinander vorbei. Soweit ich die verschiedenen Standpunkte überblicken kann, gibt es vor allem ein großes Missverständnis. Das ist die Annahme: „Wer (wie u.a. Dennis Horn und ich) die mittelfristige Abschaffung der Twitter-Tussi fordert, möchte keine Tweets in klassischen Medien.“ Das ist ehrlich gesagt Quatsch. Ich bin der Meinung: Tweets und andere Internet-Inhalte sollten nur als das präsentiert werden, was sie sind. Es geht um die Message und nicht um das Medium (bzw. um ganz genau zu sein: den Kommunikationsweg). ...

November 12, 2012 · 3 min · Titus Gast

Ja, ich bin Twitter-Tussi. Na und?

Wäre ich eine Frau, hätte ich es möglicherweise nicht so lustig gefunden, einfach nur meine Arbeit zu machen und dafür von einem Online-Medienmagazin als „Twitter-Tussi“ tituliert zu werden. Als männliche Twitter-Tussi fand ich es einigermaßen komisch. Denn wenn wir alle einfach mal einen Schritt zurücktreten und mit etwas Abstand auf uns gucken, ist das doch Realsatire, was wir da treiben: Tweets in anderen Medien vorzulesen. Oder? Zunächst mal: Natürlich kann man über den Meedia-Artikel streiten. Wahrscheinlich ist er auch nicht besonders geglückt als Satire – vor allem ist es wahrscheinlich sogar ziemlich unnötig, Kolleginnen namentlich zu nennen. Viel lustiger wäre es wahrscheinlich gewesen, eine anonyme Klischee-Twittertussi zu beschreiben. Ob ich den Artikel sexistisch finden soll, wie es viele kritisieren? Keine Ahnung. Vermutlich müsste ich dazu eine Frau sein. Tatsache ist – und das wird auch in dieser Satire deutlich: Es ist im Fernsehen (und ich möchte persönlich ergänzen: im Radio) gerade mega-angesagt, aus dem Internet vorzulesen. Wenn man das lustig findet, kann man sich auch darüber lustig machen. Man kann auch ein paar Interviews zu diesem Phänomen machen. Ist auch lustig, aber auch irgendwie ernsthaft. Vielleicht besser. ...

November 9, 2012 · 4 min · Titus Gast

„Wieso heißt das Buch?“

Wer irgendwas über die Zukunft von Medien lernen möchte, sollte sehr aufmerksam Kindern bei der Mediennutzung zugucken und -hören. Kommentar einer Vierjährigen zu einem E-Book, das ihre Mutter auf dem iPad liest (nachdem sie ihr erklärt, was sie da macht): „Mama, wieso heißt das Buch?“ Wieso eigentlich? Die richtige Antwort wäre vermutlich gewesen: „Weil wir Erwachsenen immer versuchen, alles Neue in die Schablonen des Alten zu pressen, bis es knackst und ächzt.“ Letztendlich fand die Kleine die Antwort selber: „Weil man da die Seiten so umblättert?“ Auch das ist eigentlich exakt richtig: Das, was das elektronische Buch noch zum Buch macht, ist die Bedien-Metapher, mit der diese längere Menge Text (denn dafür haben wir noch keinen neuen Namen) in den gängigen Lese-Anwendungen dargestellt wird. Nicht mehr. Ob auch nicht weniger, da bin ich mir nicht so sicher.

October 13, 2012 · 1 min · Titus Gast

Eine App, ein Urteil und ganz viel Mutlosigkeit

Es war mal wieder ein denkwürdiges Schauspiel in den letzten Tagen: Das Landgericht Köln fällte sein lange und mit Spannung erwartetes Urteil zur tagesschau-App – und alle waren genau so schlau wie zuvor. Nur traut sich das keiner zu sagen, anstattdessen glänzen die versammelten „Qualitätsmedien“ munter mit sehr eigenwilligen Interpretationen des Urteils. Ich persönlich habe auf den Webseiten großer Verlage keinen Artikel dazu gelesen, der nicht ganz klar die Interessen des jeweiligen Verlags vertrat. Das ist nicht nur nach journalistischen Kriterien traurig, sondern es bedeutet: Die meisten Beteiligten haben in mehreren Jahren exakt nichts gelernt. Das ist skandalös. ...

September 30, 2012 · 4 min · Titus Gast