Huch, meine Mediennutzung verändert sich – weg von sozialen Medien

Ich vergesse in letzter Zeit häufiger, Freunden zum Geburtstag zu gratulieren. Also, um genau zu sein: „Freunden“, aber durchaus auch Freunden. Schuld daran ist Facebook. Beziehungsweise, ich weiß gar nicht genau, ob Facebook Schuld ist (wahrscheinlich bin ich es selbst), aber es ist der Grund, die Ursache. Normalerweise vergesse ich Daten. Immer. Ich vergesse Geburtstage, verwechsle sie, meinen eigenen Hochzeitstag kann ich mir ebenfalls nicht merken (zum Glück geht’s meiner Frau ähnlich und wir haben Ringe, in denen wir nachgucken können) und völlig ausgeschlossen sind Aussagen von mir wie „ah, an diesem Tag war ich da und da und habe dieses und jenes gemacht“. Ich weiß nicht mal mehr, wann genau ich letztes Jahr in Urlaub war. In der Schule war ich auch nie besonders gut in Geschichte. Man musste ja Daten lernen. ...

December 8, 2018 · 5 min · Titus Gast

Muss ich einem Reporter folgen? – oder: Das Paradoxon vom twitternden Reporter

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll: Einerseits ist es großartig, wenn Journalisten live von dort twittern, wo sie früher nur mit einem Schreibblock gestanden wären, um sich Notizen für den Tag danach zu machen. Andererseits frage ich mich: Muss ich nun jedem einzelnen Reporter folgen, nur damit ich immer auf dem Laufenden bin? Kann es das sein? ...

May 15, 2015 · 5 min · Titus Gast

Kollateralschaden: Wie PEGIDA mein Facebook kaputtgemacht hat

Mein Facebook ist kaputt. Ich weiß nicht mehr genau, wann das passiert ist. Vermutlich war es ein schleichender Prozess, der schon vor ein paar Wochen angefangen hat. Doch in den letzten Tagen wurde mir klar: Es ist einfach kaputt. Und schuld daran ist PEGIDA. Meine Timeline ist voll von dem Kram. PEGIDA-Artikel hier, PEGIDA-Spott da, dazwischen auch ganz normale Nachrichten, die aber häufig was mit Attentaten, Kriegen, dem Islam oder Migration zu tun haben – unter den entsprechenden Postings kommentieren dann die Pegidisten fröhlich pegidistisch-rassistisch drauflos. Weil mich selbst Kommentardiskussionen durchaus interessieren, lese ich natürlich die Kommentare; meistens ärgere ich mich dabei. Und selbst wenn ich mal über völlig unverfängliche Themen stolpere, passiert es häufig, dass sich darunter eine muntere Diskussion um die zentral gesteuerte „Lügenpresse“ im Allgemeinen und deren „linksgrün-versifftes“ Personal im Besonderen entwickelt, die ja mit diesen belanglosen Artikeln nur von den eigentlichen Problemen ablenken wollten. ...

January 21, 2015 · 3 min · Titus Gast

Twittertussi trifft wilde Netzgemeindler

Ich bin sehr positiv überrascht darüber, wie sich die Diskussion um die „Twitter-Tussis“ (bzw. den Meedia-Artikel dazu) entwickelt hat. Über das Wochenende tauchten doch an ganz verschiedenen Stellen immer neue, durchaus durchdachte Diskussionsbeiträge zu diesem Thema auf. Allesamt sehr lesenswert. So fruchtbar diese Diskussion sich auch entwickelt hat, glaube ich dennoch: Wir reden ein bisschen aneinander vorbei. Soweit ich die verschiedenen Standpunkte überblicken kann, gibt es vor allem ein großes Missverständnis. Das ist die Annahme: „Wer (wie u.a. Dennis Horn und ich) die mittelfristige Abschaffung der Twitter-Tussi fordert, möchte keine Tweets in klassischen Medien.“ Das ist ehrlich gesagt Quatsch. Ich bin der Meinung: Tweets und andere Internet-Inhalte sollten nur als das präsentiert werden, was sie sind. Es geht um die Message und nicht um das Medium (bzw. um ganz genau zu sein: den Kommunikationsweg). ...

November 12, 2012 · 3 min · Titus Gast

Ja, ich bin Twitter-Tussi. Na und?

Wäre ich eine Frau, hätte ich es möglicherweise nicht so lustig gefunden, einfach nur meine Arbeit zu machen und dafür von einem Online-Medienmagazin als „Twitter-Tussi“ tituliert zu werden. Als männliche Twitter-Tussi fand ich es einigermaßen komisch. Denn wenn wir alle einfach mal einen Schritt zurücktreten und mit etwas Abstand auf uns gucken, ist das doch Realsatire, was wir da treiben: Tweets in anderen Medien vorzulesen. Oder? Zunächst mal: Natürlich kann man über den Meedia-Artikel streiten. Wahrscheinlich ist er auch nicht besonders geglückt als Satire – vor allem ist es wahrscheinlich sogar ziemlich unnötig, Kolleginnen namentlich zu nennen. Viel lustiger wäre es wahrscheinlich gewesen, eine anonyme Klischee-Twittertussi zu beschreiben. Ob ich den Artikel sexistisch finden soll, wie es viele kritisieren? Keine Ahnung. Vermutlich müsste ich dazu eine Frau sein. Tatsache ist – und das wird auch in dieser Satire deutlich: Es ist im Fernsehen (und ich möchte persönlich ergänzen: im Radio) gerade mega-angesagt, aus dem Internet vorzulesen. Wenn man das lustig findet, kann man sich auch darüber lustig machen. Man kann auch ein paar Interviews zu diesem Phänomen machen. Ist auch lustig, aber auch irgendwie ernsthaft. Vielleicht besser. ...

November 9, 2012 · 4 min · Titus Gast