5 Dinge, die ich beim #ijf17 gelernt habe

1. Auch Bots brauchen Liebe. Sie bekommen sie auch. Egal, wie relevant Chatbots letztendlich für die journalistische Arbeit sind – man lernt dabei eine Menge darüber, was Menschen von Medienunternehmen erwarten. Sie schreiben es nämlich einfach. Das bedeutet auch: Ein Bot, der einfach nur stumpf vorgefertigte Sätze raushaut und nicht reagieren kann, ist kein Erfolgsmodell. Die Erfahrungen z.B. von Jacqui Maher (Condé Nast International) und Eduardo Suàrez (Politibot) zeigen: Menschen interagieren mit Bots wie mit Menschen und stellen Sie auch auf die Probe. Da bekommt der Bot schon mal Heiratsanträge oder Liebeserklärungen. Blöd ist, wenn er dann auf „Will you marry me?“ oder „¡Me gustas!“ nur antworten kann, dass er das nicht verstanden hat. ...

April 10, 2017 · 3 min · Titus Gast

Tayloristische Arbeitsteilung und Onlinejournalismus – das geht nicht!

Wenn ich mir die Arbeitsabläufe in größeren, modernen Medienunternehmen so anschaue, habe ich immer den Eindruck, ich sehe Charlie Chaplin in „Moderne Zeiten“: Vorne legt jemand was aufs Fließband – zum Beispiel ein Reporter einen Text – hinten kommt dann nach unzähligen und je nach Medium unterschiedlichen Arbeitsschritten an anderen Teilen des Fließbandes, die von anderen Menschen ausgeführt werden, irgendwas raus. Mit viel Glück weiß der Reporter, was es ist. Oft weiß er es nicht so genau oder will es gar nicht wissen. ...

February 17, 2016 · 4 min · Titus Gast

Warum SEO im Journalismus so wichtig ist

Eine meiner Lieblingsgeschichten zur Suchmaschinenoptimierung – sie stammt ungefähr aus der Internet-Bronzezeit – geht so: Suchmaschinenoptimierung (kurz: SEO; aus engl. search engine optimization) war eine einfache Sache. Man schrieb ein paar Begriffe, die häufig gesucht wurden, in sogenannte Meta-Keywords, also einen für normale User unsichtbaren Bereich des HTML-Codes einer Webseite. Für Suchmaschinen waren exakt diese Begriffe die inhaltliche Beschreibung der Webseite. Wenn man da also einfach „sex, porno, pamela anderson“ reinschrieb, wurde die eigene Seite häufig gefunden, auch wenn es auf dieser eigentlich um eine statistische Analyse syntaktischer Anomalien in Gaius Julius Caesars De Bello Gallico ging. ...

January 26, 2016 · 6 min · Titus Gast

Muss ich einem Reporter folgen? – oder: Das Paradoxon vom twitternden Reporter

Ich weiß nicht, was ich davon halten soll: Einerseits ist es großartig, wenn Journalisten live von dort twittern, wo sie früher nur mit einem Schreibblock gestanden wären, um sich Notizen für den Tag danach zu machen. Andererseits frage ich mich: Muss ich nun jedem einzelnen Reporter folgen, nur damit ich immer auf dem Laufenden bin? Kann es das sein? ...

May 15, 2015 · 5 min · Titus Gast

Kollateralschaden: Wie PEGIDA mein Facebook kaputtgemacht hat

Mein Facebook ist kaputt. Ich weiß nicht mehr genau, wann das passiert ist. Vermutlich war es ein schleichender Prozess, der schon vor ein paar Wochen angefangen hat. Doch in den letzten Tagen wurde mir klar: Es ist einfach kaputt. Und schuld daran ist PEGIDA. Meine Timeline ist voll von dem Kram. PEGIDA-Artikel hier, PEGIDA-Spott da, dazwischen auch ganz normale Nachrichten, die aber häufig was mit Attentaten, Kriegen, dem Islam oder Migration zu tun haben – unter den entsprechenden Postings kommentieren dann die Pegidisten fröhlich pegidistisch-rassistisch drauflos. Weil mich selbst Kommentardiskussionen durchaus interessieren, lese ich natürlich die Kommentare; meistens ärgere ich mich dabei. Und selbst wenn ich mal über völlig unverfängliche Themen stolpere, passiert es häufig, dass sich darunter eine muntere Diskussion um die zentral gesteuerte „Lügenpresse“ im Allgemeinen und deren „linksgrün-versifftes“ Personal im Besonderen entwickelt, die ja mit diesen belanglosen Artikeln nur von den eigentlichen Problemen ablenken wollten. ...

January 21, 2015 · 3 min · Titus Gast